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E-Health-Reportage

Hüpfende Worte - die Kasseler Stottertherapie
Reportage vom 25.01.2021
Stottern ist eine erhebliche Belastung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das Institut der Kasseler Stottertherapie (KST) bietet bereits seit letztem Jahr Kindern, die stottern, Hilfe an. Gerade bei kleinen Kindern ab drei Jahren, bei denen eine behandlungsbedürftige Sprechstörung diagnostiziert wird, ist es für die weitere kommunikative Entwicklung wichtig, möglichst schon im Vorschulalter deren Sprechfreude zu fördern und zu erhalten. Wie das im "Frankini"-Programm der Kasseler Stottertherapie gelingt, das vom Hessischen Sozialministerium und der Techniker Krankenkasse gefördert wird, erklärt der Film auf dieser Seite am Beispiel des sechsjährigen Henri Heuser aus Calden.

Meine Worte hüpfen manchmal.

Zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr erfolgt die Sprachentwicklung von Kindern in rasanten Schritten: Der Wortschatz nimmt zu und grammatikalische Strukturen werden komplexer. Bei vielen Kindern tauchen in dieser Phase alterstypische Sprechunflüssigkeiten auf, die in der Regel von alleine wieder aufhören. Es kann aber auch - wie bei Henri Heuser - eine behandlungsbedürftige Sprechstörung dahinterstecken. Davon ist etwa jedes 20. Schulkind betroffen.

"Meine Worte hüpfen manchmal"
Im Blog #WirTechniker wird die Geschichte von Henri Heuser und seinen Eltern erzählt: https://wirtechniker.tk.de/2020/10/22/meine-worte-huepfen-manchmal/

Im "Frankini"-Programm der Kasseler Stottertherapie erfolgt im ersten Modul eine intensive Beratung und Schulung der Eltern. Sie lernen etwa zu verstehen, wie belastend es für ihr Kind ist, wenn die Wörter nicht so flüssig von den Lippen kommen, wie es sich das wünscht. Zudem erfahren die Eltern, woher das Stottern kommt: Es kann vererbt werden und hat eine neurologische Komponente. Außerdem bekommen sie Tipps, wie sie idealerweise auf das Stottern reagieren und ihr Kind unterstützen können.

Im zweiten Modul wird dann direkt mit den Kindern gearbeitet. Diese Gruppenarbeit ist entlastend ist für die Kinder: Sie erfahren dort, dass sie mit ihren Schwierigkeiten nicht allein sind. Sie werden kindgerecht mit den sogenannten Hüpf-, Klemm- und Schlangenwörtern vertraut gemacht, die ihnen das Sprechen erschweren. Mit diesen Begriffen werden die unwillkürlich auftretenden Symptome wie Silben- und Wortwiederholungen, Blockierungen und Silbendehnungen beschrieben, die sie ins Stottern bringen.

In letzten Schritt erlernen sie gemeinsam mit ihren Eltern die "weiche" Sprechweise, eine Sprechtechnik, mit der sie flüssiger sprechen können. Gemeinsam mit ihren Eltern trainieren sie diese Sprechtechnik am Computer - und üben das "weiche" Sprechen anschließend regelmäßig auch zu Hause.

Therapie im virtuellen Raum

Auch in der Covid-19-Pandemie läuft die Kasseler Stottertherapie weiter. Das Institut hat mit Unterstützung der Krankenkassen bis auf weiteres das "Frankini"-Programm und auch sämtliche anderen Kurs- und Therapieangebote für alle Altersgruppen ins Internet verlegt.

Altersspezifische Therapieangebote

Neben dem Frankini-Programm für die Drei- bis Sechsjährigen gibt es die Kasseler Stottertherapie für gesetzlich Versicherte ab dem 7. Lebensjahr in drei altersspezifischen Angeboten. Die Betroffenen treffen sich mit ihrem Therapeuten ein Jahr lang regelmäßig über die Therapieplattform "freach" zu virtuellen Therapiesitzungen. Anfangs mit hoher Stundenfrequenz über einige Stunden pro Tag, dann mit zunehmend abnehmender Intensität im Lauf des Jahres. Die Behandlung findet zu Beginn im Einzelsetting, später überwiegend in der Gruppe statt. Die Biofeedback-Software "flunatic" ermöglicht außerhalb der Therapiesitzungen regelmäßiges, präzises Üben zu Hause, um die neu erworbenen sprechmotorischen Fähigkeiten langfristig aufrechtzuerhalten.

In allen Intensivkursen der KST, die jeweils eine systematische Nachsorge und Auffrischung umfassen, können sich die Teilnehmer ein dauerhaft flüssigeres Sprechen erarbeiten. Mittlerweile haben über 3.000 Patienten die Therapie absolviert, die von einigen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird.

Text: Denise Jacoby

Weiterführende Links:

Online-Kurse der Kasseler Stottertherapie: www.kasseler-stottertherapie.de/online

Die Kasseler Stottertherapie im Spitzenmedizin-Projekt der TK in Hessen: www.kasseler-stottertherapie.de/online