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03. Mai 2022

Herzinsuffizienz: Die Stimme verrät es früh

Kann Spracherkennung genutzt werden, um ein drohendes Lungenödem früh zu erkennen? Bei einem großen Kardiologenkonkgress wurde jetzt darüber berichtet.

Im Rahmen der Tagung Heart Failure 2022 der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Madrid berichtete Prof. Dr. William Abraham von der Ohio State University über eine Studie, die die App HearO™ evaluiert hat. Für diese App war in einer vorausgegangenen Studie bereits gezeigt worden, dass sie Patient:innen, die wegen einer akuten Herzinsuffizienz mit Wassereinlagerung in der Lunge im Krankenhaus behandelt werden, anhand der Stimme mit hoher Treffsicherheit erkennen kann.

Klinisch ist das uninteressant, weil es viele andere Möglichkeiten gibt, ein Lungenödem problemlos zu erkennen. Die aktuelle Studie untersuchte jetzt das spannendere Szenario, nämlich die Früherkennung: Ist es möglich, mit Hilfe von Spracherkennung Patient:innen früh zu identifizieren, bei denen sich ein Lungenödem ankündigt? „Früh“ würde heißen vor den ersten Symptomen, die die Betroffenen typischerweise zum Arzt führen – in der Regel (zunehmende) Luftnot und/oder Zunahme des Körpergewichts.

An der jetzt in Madrid vorgestellten Studie nahmen 180 Patient:innen mit bekannter Herzinsuffizienz teil, die leitliniengerecht medikamentös behandelt wurden. Zu Studienbeginn, in rekompensiertem, klinisch unauffälligem Zustand, mussten alle Studienteilnehmer:innen mit der App fünf Sätze aufnehmen, damit die Anwendung die „normale“ Stimme der jeweiligen Person kennenlernen konnte. Während des Studienzeitraums mussten dann an jedem Morgen dieselben fünf Sätze jeweils erneut in die App gesprochen werden: „Das System setzt eine Baseline für jeden einzelnen Patienten während einer stabilen Periode und entdeckt dann Veränderungen in der Stimme, die Wasseranreicherung in der Lunge anzeigen“, so Abraham.

Die Patient:innen lieferten im Mittel Aufnahmen für immerhin 512 Tage. 49 Episoden von Lungenödem traten bei 37 Patienten auf. Davon wurden 39, also 80 Prozent, von der App korrekt vorhergesagt. Die anderen zehn wurden verpasste. Im Median löste der Alarm schon 21 Tage vor Symptomverschlechterung aus. „Erkauft“ wurde dieser Erfolg mit Fehlalarmen im Mittel alle fünf Monate.

Die entscheidende Frage ist natürlich, welche Rückschlüsse aus einem solchen Alarm gezogen werden können angesichts dessen, dass die Mehrheit der Alarme Fehlalarme sind. Zumindest ein etwas aufmerksameres Monitoring und eine Sensibilisierung der Patient:innen für einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen könnte aber hilfreich sein, um den optimalen Zeitpunkt für eine Anpassung der Diuretikatherapie oder bestimmte Verhaltensmaßnahmen nicht zu verpassen.

 

In Kooperation mit Redaktion E-HEALTH-COM